Freitag, 21. Juni 2019

Woki

Es war ein wunderschöner Sommertag und ich machte mich auf zu einer kleinen Kapelle auf dem Taubenberg in der Nähe von Lindau. Es war die Michaelskapelle, die ich sehr liebte.
Ich nahm den Weg über Boldoz und folgte der kleinen, sich schlängelnden Asphaltstraße. Nach der Brücke ging es rechts steil hinauf.

In der Kurve nach der Brücke sah ich einen Hund am Fuße eines Apfelbaumes. Er war so intensiv mit etwas beschäftigt, dass ich mein Auto anhielt, um zu sehen, was er da tat.

Unter dem Apfelbaum war eine Art Mostgerät mit Auffangrinne, an der er gierig schleckte. Sein steifer langer Schwanz wedelte nur so vor Freude.

Dann hatte er genug und wollte den abwärts zu seinem Haus führenden Weg gehen. Aber er konnte seine Beine nicht mehr richtig kontrollieren und schleuderte förmlich von einer Straßenseite zur anderen und versuchte immer wieder vergeblich, auf einer Straßenseite zu bleiben.

Ich wendete und fuhr zu einem Haus, um zu fragen, ob das alles seine Richtigkeit habe.
Eine sehr freundliche Frau öffnete und sagte mir, dass der Hund Woki sei und dass er sehr, sehr alt sei und nicht mehr so richtig laufen könne und dass er der Liebling von Frauchen und allen Kindern sei. Allerdings hätte sie ihn noch niemals betrunken gesehen.

Inzwischen kam Woki zu seinem Haus angeschlendert und sein wedelnder Schwanz drückte offensichtlich seinen dritten Frühling aus. Er war wohl dabei, heimlich den lustigsten und schönsten selbst ernannten Geburtstag seines Lebens zu feiern.

Hätte er singen können, ich glaube, er hätte laut gesungen.


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